Liebe Menschen. Es ist soweit. Ab Dienstag, 20 September um 22.55 Uhr in FS 1, werfen meine Frau und ich 10 Folgen lang einen Blick auf die österreichische Seele. Es wird auch ein bissl wehtun 🙂 Wir freuen uns auf ein Stück österreichische Mentalität. Thomas & Katie
MIA SAN A SCHEENES LAND, A WAHRES PARADIES
OWA MIA SAN MIA UND DI ANDERN HAUM IN G’STIESS
UND WANN DO IRGENDWER GLAUBT, MIA HAUM AUF EAM G’WOAT
UNSA EIGENART, DIE BLEIBT NIEMAND’N DASPART
(Georg Danzer – ERDÄPFELSALAT BLEIBT ERDÄPFELSALAT)
Das Land durchs Schlüsseloch
Vorbild Polt: Katharina Straßer und Thomas Stipsits nehmen im „Gemischten Doppel“ österreichische Alltagsgeschichten ins Visier.
von Teresa Schaur-Wünsch (Die Presse)
Aus dem Geschäft mit dem Scheich wird am Ende leider nix. Dabei haben sich der Bürgermeister im Tiroler Anzug und seine Sekretärin im Dirndl so schön herausgeputzt und dem Besucher aus dem Morgenland sogar Willkommensgeschenke dargebracht: Blumen und einen Korb mit Schnaps und Speck. „Der Empfang“ ist eine der ersten kleinen Geschichten im „Gemischten Doppel“, einem neuen ORF-Dienstagnacht-Format – und eine mit einem wahren Kern. Man könne wohl ruhig sagen, meint Katharina Straßer, wem der Bürgermeister nachempfunden ist: Der nunmehrige Tiroler Landeshauptmann, Günther Platter, habe die Vorlage geliefert.
„Fast wia im richtigen Leben“ – so heißt auch die Inspiration für das Sketchformat. In den Achtzigerjahren hatten unter diesem Titel Gerhard Polt und Gisela Schneeberger skurrile Situationen aus dem ganz normalen Alltag nachgespielt – die Grundlage für Polts späteren Ruhm als scharfer Beobachter. Er sei ein „ganz, ganz großer Polt-Fan“, sagt Kabarettist Thomas Stipsits, „diese Art von Humorebene hat mir immer wahnsinnig gut gefallen. Dieses teilweise an der Geschmacklosigkeit Schrammende, teilweise wirklich sehr, sehr Böse“. So sei die Idee entstanden, „ob man so etwas auch für Österreich machen kann – logischerweise ohne sich irgendwie mit dem Gerhard Polt zu messen.“
Als schauspielerische Partnerin an seiner Seite fungiert Katharina Straßer, im echten Leben Stipsits‘ Ehefrau. Für die Regie fand sich ein weiterer Polt-Adorant: Georg Weissgram und Stipsits kennen sich von der Webserie „Fauner Consulting“; Weissgram sei einer, „der auch diese Humorfarbe versteht“. Mit DOR-Film produzierte man einen Piloten, der ORF erteilte daraufhin den Auftrag – und ließ, staunt das Trio, beim Schreiben freie Hand. Und nicht nur das: Mit der Zeit seien von den Redakteuren auch Anregungen für Geschichten gekommen. Auch Bekannte, erzählt Straßer, hätten sie um ihre „drei besten Geschichten gebeten, von denen man eigentlich sagen würde: Das kann ja gar nicht passieren. Das wurde mitgeschrieben und ein bissl aufgestockt, damit es im Fernsehen spielbar ist.“ Wobei, ergänzt Stipsits, „wir hatten auch Geschichten, wo man gar nichts mehr verdichten muss“.
So spielen Stipsits und Straßer ab 20. September in zehn 25-minütigen Folgen in Summe mehr als hundert Rollen: In der Garage (als Paar, das an Ausreden schmiedet, um eine Einladung zu umgehen), an der Supermarktkasse und vor dem Einfamilienhaus, im Wirtshaus, beim Nobelwinzer oder im Reisebüro. Nur zwei Mal, sagt Straßer, habe sie dabei auf eine Perücke zurückgegriffen. Sich so schnell auf neue Rollen einzustellen, lobt Weissgram seine beiden Darsteller, „sei schon etwas Außergewöhnliches“. Er selbst hat etwa jene (im Waldviertel beobachtete) Szene beigesteuert, in der man sich im Beisl über das Ableben eines Mitbewohners unterhält, der wenig später zur Tür hereinspaziert kommt. Worauf man sich ungerührt dem nächsten Gerücht zuwendet.
Kein Zwang zur Pointe
Wer übliche Sketch-Comedys gewohnt ist, wird sich an das „Gemischte Doppel“ womöglich gewöhnen müssen: Mit Sehgewohnheiten wird hier durchaus gebrochen. „Es gibt keinen Zwang, eine Geschichte auch zu Ende zu erzählen oder mit einer Pointe enden zu lassen“, sagt Weissgram. „Manchmal“, ergänzt Straßer, „ist die Geschichte die Pointe. Da kommt kein Lachen hinterher.“ Viele der Situationen haben Straßer und Stipsits selbst erlebt, nur dass „Der Amtsweg“ in der Realität aus zweien bestand. Beim ersten plagte sich Straßer als Freischaffende mit dem Formular für das Karenzgeld, während die Beamtin mit einer Kollegin am Telefon die Mittagsoptionen („Kantine oder Chinese?“) besprach. „Sie hat das Kantinenmenü der ganzen Woche aufgezählt. Ich hab geglaubt, ich spinn‘.“ Der zweite Behördengang, erzählt Stipsits, war ob eines Stempels für die Hochzeit nötig. „Wir sind 10 vor 12 aufs Amt gegangen, und die Schalterbeamtin sagt wirklich: Jetzt kommts daher?“